Dienstag, 26. April 2011

E.Z.


Von keiner Designerin habe ich jetzt so viele Bücher, wie von Elizabeth Zimmermann und das nicht zufällig. Spät entdeckt, doch sofort ins Herz geschlossen wie so viele StrickerInnen vor mir. Seitdem ich Elizabeth Zimmermann lese, hat sich in meinem Strickleben etwas verändert. Nicht so sehr auf der praktischen Seite, vielmehr mental. Ich fühle mich geborgener, sicherer, freier und einfach gut aufgehoben bei ihr. Denn sie strahlt eine so große Souveränität aus, in allem was sie beschreibt.

Ich bin erst auf sie aufmerksam geworden als in zwei deutschsprachigen Blogs die Rede von ihrem Prozentsystem war. Schnell ist mir eine Besonderheit aufgefallen: sie liebt es in Runden zu stricken und hat auf diesem Gebiet viel experimentiert, erfunden und ausprobiert und glücklicherweise in ihren Büchern für uns bewahrt.

Gleich beim ersten Blättern hat mir das Buch „The Opinionated Knitter“ am besten von allen dreien gefallen. Es ist nach dem Tode von Elizabeth Zimmermann von ihrer Tochter Meg Swansen herausgegeben worden und enthält von E.Z. verfasste Newsletter aus zehn Jahren. Auf den ersten Blick verwirrend, auf den zweiten sehr sympathisch: die Newsletter wurden in der Originalform abgedruckt, als schreibmaschinengetippte Seiten, versehen mit Notizen und Handzeichnungen. Dazwischen immer wieder kleine Episoden aus den persönlichen Aufzeichnungen von E.Z. Sehr schön finde ich auch die Fotos der gestrickten Modelle, die ebenso viel Wärme, Natürlichkeit und Herzlichkeit ausstrahlen, wie die Autorin selbst.

Nur das Buch „Knitting Around“ gefällt mir nicht so gut, weil es zu wenig übers Stricken und viel über das private Familienleben von Elizabeth Zimmermann enthält. Interessant fand ich nur, dass sie nicht nur stricken, sondern auch wundervoll mit Bleistift und Pinsel umgehen konnte. Außerdem besaß sie großes literarisches Geschick, das am besten im „Knitter`s Almanac“ aufscheint. Doch „Knitting Around“ ist mir zu persönlich. Da ich mich lieber auf Stricktechnisches konzentrieren möchte, werde ich es wieder zurück schicken. Ansonsten ist meine Sammlung aber jetzt komplett.

Sonntag, 24. April 2011

Paraphernalia #2


Da die orangenen Zopfmustersocken für meine Freundin leider eine Nummer zu groß geraten waren und schon weitergewandert sind an eine andere Person, habe ich entschieden, dass ich einen zweiten Versuch wage. (Und ich hatte mich in dem damaligen Post noch so gelobt, dass ich jetzt sehr gut umgehen kann mit verschiedenen Schuhgrößen und Wadenstärken. Das waren dann eben die 20 Prozent, die nicht ganz gelingen.)

Jetzt wieder die gleiche Farbe, jedoch diesmal nicht die Rippen und Zöpfe, sondern das Paraphernalia-Muster, welches zu stricken mir ebenso viel Freude bereitet hat.

Samstag, 23. April 2011

Lieblingsstück


Ich muss gestehen, dass ich etwas strickmüde war, was Socken betrifft. Im vergangenen Jahr habe ich fast ausschließlich Socken gefertigt und nur nebenher an einem Pullover gestrickt. Die Handgriffe wiederholten sich, nur die verschiedenen Muster boten die nötige Abwechslung. Es war nun ein Punkt erreicht, wo ich Ausschau nach etwas anderem, Neuem gehalten habe. Eine gute Gelegenheit, einmal das in Angriff zu nehmen, was schon lange auf mich wartet. Den Wunsch, eine Kissenhülle zu stricken, trage ich bestimmt schon vier Jahre mit mir herum. Nur fehlte es mir an einem passenden Anstoß, an der nötigen Inspiration und am Material, um ihn auch umzusetzen. Angeregt durch ein plastisches Zopfmuster aus dem „Großen Buch der Zopfmuster“ von Lynne Watterson, ist nun dieses Kissen entstanden.


Ich habe es etwas modifiziert. In der Anleitung ist es ein Bodenkissen aus zwei Teilen, das nach Fertigstellung komplett zugenäht wird. Ich habe es dagegen an einem Stück gestrickt, beginnend mit einem Bündchen aus zwei Maschen rechts und zwei Maschen links für die Knopfleiste und ebenso endend – nicht zu vergessen die fünf Knopflöcher. Das 85 Zentimeter lange Teil wird oben und unten umgeschlagen und zusammengenäht. Das ergibt eine Kissenhülle in der Größe von 40 x 40 Zentimetern, bestehend aus 15 Zöpfen zu je 6 Maschen, getrennt durch eine Masche links. Angeschlagen habe ich fürs Bündchen weniger Maschen (86) und dann verteilt 22 Maschen zugenommen, das macht insgesamt 108 Maschen. Am oberen Ende habe ich diese 22 Maschen wieder abgenommen, was sehr weise war, weil die Knopfleiste so exakt 40 Zentimeter breit ist. Gestrickt wurde durchgängig mit Nadelstärke 3,5.

Die Wolle, die mir beim Durchsehen meiner Reste in die Hände fiel, ist das Überbleibsel eines Strickstücks, das ich wohl wieder aufgetrennt haben muss. Ich kann mich nur nicht erinnern, was es vorher war und warum ich es nicht mehr wollte. Jedenfalls hat die Wolle jetzt eine sehr gute Verwendung gefunden, wie ich finde. Sie ist von besonderer Qualität, sehr schwer, schön glatt und weich, mit einem leichten seidigem Glanz. Die Lauflänge dürfte wohl um die 150 Meter pro 50 Gramm liegen und verstrickt habe ich exakt 285 Gramm.

Mittwoch, 6. April 2011

Die verstrickte Dienstagsfrage 14/2011

Das Wollschaf fragt: Wo liegt Euer persönlicher Komfortbereich beim Stricken?
- bei Stricknadeln? Mit welchen Nadelstärken strickt Ihr am liebsten? Mit welchen nur ungern und welche vermeidet Ihr ganz?
- beim Material? Welche Fasern behagen Euch? Und welche gar nicht?


Bei Nadelspielen für Socken aus handelsüblicher vierfädiger Wolle verwende ich am liebsten die Stärke 2,25. Zuerst habe ich häufig mit Nadel 2,0 gestrickt, doch das ist mir inzwischen zu dünn und das Gestrickte wird zu fest. Mit Nadel 2,5 wird es mir dagegen zu locker und je nach Beschaffenheit der Wolle kann das Maschenbild etwas unregelmäßig aussehen.

Für Pullover reichen die bevorzugten Nadelstärken derzeit von 3,0 bis 4,0. Dickere Nadeln verwende ich eigentlich nie, es wird einfach zu anstrengend, je dicker die Nadeln werden. Und mit Größen unter 3,0 habe ich noch keine wirklichen Erfahrungen sammeln können, deswegen weiß ich nicht, wie es sich anfühlt, einen ganzen Pullover mit so dünnen Nadeln zu fertigen.

Was die Garne angeht: für Socken mag ich gerne Wolle, die etwas robuster ist. Ich würde softe Merinowolle, Cashmere oder Alpaca nicht für etwas so stark Beanspruchtes wie Socken verwenden. Ich kaufe für meine Socken auch nur Garne mit Polyester-Anteil, weil diese viele Fußmärsche und Wäschen gut überdauern. Für Oberteile bevorzuge ich Garne aus Naturfasern, erlaubt ist auch ein geringer Anteil Kunstfaser, wenn es die Eigenschaften der Wolle verbessert, sie haltbarer oder formbeständiger macht. Was ich nicht so gerne mag, sind solche Garne, denen man kaum noch anmerkt, dass ihr Rohstoff Wolle ist, also wenn durch Färben die natürlichen Nuancen abgetötet sind, wenn die Faser sich anfasst wie künstlich, gar nicht mehr den Griff von Wolle hat. Und was die Garnstärke betrifft: am liebsten sind mir solche mit einer Lauflänge von 150 Meter pro 50 Gramm aufwärts.

Sonntag, 3. April 2011

Schwarzer Rautenmusterpullover


Die Aufgabe, die ich mir selber gestellt habe, war eigentlich nicht so schwer zu lösen, dennoch hat es mich einiges an Konzentration und vor allem Ausdauer gekostet: ich wollte eine Art Prototyp eines Pullovers erstellen, nach dem ich dann in Zukunft meine anderen Projekte berechnen kann. Das heißt, die Länge und Breite des Stückes sollten ideal auf meine Körpergröße und meinen Umfang abgestimmt sein, der Pullover sollte einen runden, nicht zu weiten Ausschnitt haben, sollte gerade geschnitten sein und ich wollte eingesetzte Ärmel mit Armkugel stricken. Das Rautenmuster habe ich aus einer alten Strickzeitschrift (Mikado) herausgesucht und alles weitere nicht beachtet.

Das Komplizierteste waren die Ärmel – ich habe mich dabei nach einigem Hin und Her an Tichiros Methode orientiert, was dann ziemlich schnell zum gewünschten Erfolg geführt hat. Beim Halsausschnitt habe ich alles Mögliche probiert und bin dann beim Italienischen Abnähen gelandet. Diese Methode erfordert drei Arbeitsschritte, die sich ständig wiederholen und dauert dementsprechend lange. Es lohnt sich aber, denn es entsteht ein optimaler und relativ elastischer Bündchenabschluss.

Mit dem Ergebnis bin ich nach den vielen Anläufen und Versuchen erst einmal zufrieden und habe wieder Hoffnung, dass mir in Zukunft auch größere Werke gelingen. Beim nächsten Pullover möchte ich gerne eine Taillierung arbeiten, weil ich festgestellt habe, dass ich die Kastenform, die ich von früher noch kenne, gar nicht mehr modisch finde.

Gar nicht zufrieden bin ich allerdings mit der Wolle. Ich habe sie beim Finkhof gekauft. Sie wirkt sehr strohig, fasst sich nicht gut an und hat durch die Färbung ihren Glanz eingebüßt.